Studentenprojekte: Wo Theorie auf echte Zahlen trifft
Unsere Studierenden arbeiten nicht mit erfundenen Beispielen. Sie analysieren reale Geschäftsdaten, erstellen Berichte für tatsächliche Unternehmen und lösen Probleme, die wirklich existieren. Hier sind einige Arbeiten aus dem Frühjahr 2025.
Kostenstruktur-Analyse für Handwerksbetrieb
Ein Team von drei Studierenden hat die Ausgaben eines Schreinerei-Betriebs aus Tübingen untersucht. Die größte Herausforderung war dabei nicht die Excel-Tabelle, sondern herauszufinden, warum bestimmte Materialkosten jeden Monat so stark schwankten.
Nach sechs Wochen Arbeit stellten sie fest, dass der Betrieb bei drei verschiedenen Lieferanten bestellte – oft für ähnliche Produkte. Niemand hatte das vorher zusammengerechnet.
Liquiditätsplanung für Start-up
Ein junges Unternehmen aus Stuttgart brauchte einen Überblick über seine Geldflüsse. Die Gründerin wusste zwar ungefähr, wie viel auf dem Konto war – aber nicht wann größere Zahlungen anstanden oder ob das Geld bis Ende des Quartals reichen würde.
Zwei Studierende haben ein einfaches Planungstool gebaut und dabei gelernt, dass selbst profitable Firmen in Schwierigkeiten geraten können, wenn Zahlungen zeitlich ungünstig liegen.
Break-Even-Analyse für Gastronomie
Ein Café in Reutlingen plante, die Öffnungszeiten zu erweitern. Aber lohnt sich das überhaupt? Ein Student hat ausgerechnet, wie viele zusätzliche Kunden pro Stunde nötig wären, damit sich die Mehrkosten für Personal und Strom rechtfertigen.
Das Ergebnis überraschte die Besitzerin – und am Ende blieb es bei den alten Öffnungszeiten. Manchmal ist „nein" die richtige Antwort.
„Ich dachte, es geht nur um Formeln"
Am Anfang war ich überzeugt, dass Finanzanalyse hauptsächlich Mathematik ist. Dann kam das erste Gespräch mit dem Unternehmer – und plötzlich musste ich verstehen, was die Zahlen eigentlich bedeuten.
Anneliese Görlitz hat im Winter 2025 ein Projekt für einen Einzelhändler durchgeführt. Ihre Aufgabe war es, die Rentabilität verschiedener Produktgruppen zu vergleichen. Klingt simpel, oder?
Aber dann stellte sich heraus, dass der Laden keine klare Zuordnung der Gemeinkosten hatte. Miete, Strom, Gehälter – alles lief über ein Konto. Anneliese musste erst einmal ein System entwickeln, um diese Kosten sinnvoll zu verteilen.
So läuft ein Projekt normalerweise ab
Briefing mit dem Unternehmen
Das erste Treffen ist meistens etwas chaotisch. Der Geschäftsinhaber erklärt sein Problem – oft mit vielen Details, von denen nur ein Teil wirklich relevant ist. Die Studierenden lernen dabei, die richtigen Fragen zu stellen.
Daten sammeln und sortieren
Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Rechnungen, Kontoauszüge, Excel-Listen – manchmal auch handschriftliche Notizen. Alles muss strukturiert und überprüft werden. Hier merkt man schnell, ob die Buchhaltung ordentlich geführt wurde oder nicht.
Analyse und Interpretation
Die Zahlen sind da – aber was sagen sie aus? Hier kommt der interessante Teil: Zusammenhänge erkennen, Muster finden, Schlüsse ziehen. Und vor allem: Sich nicht von irrelevanten Details ablenken lassen.
Ergebnisse vorstellen
Am Ende steht ein Gespräch mit dem Auftraggeber. Die Herausforderung: Komplexe Analysen so erklären, dass jemand ohne Finanzhintergrund sie versteht – und damit arbeiten kann. Das ist manchmal schwieriger als die Analyse selbst.
Einblick in eine typische Analysesitzung